Generation Langstrumpf
Dies ist ein Gastbeitrag von Murmeltiertag.
Ich komme aus der Pipi Langstrumpf – Generation, als 2 x 3 noch 4 machte. Freitags Abend lief Väter der Klamotte in schwarz – weiß. Das machte nichts, der Fernseher hatte ja auch noch keine Farbe. Ich und meine drei Schwestern wurden alle in der Badewanne durch das selbe Wasser gezogen (lieber Gott, lass mich wenigstens zweiter gewesen sein, der Geburtsreihenfolge nach!). Ede Zimmermann ging mit Konrad Töns aus Zürich und Peter Nidetzky aus Wien in Aktenzeichen XY… ungelöst auf Verbrecherjagd. In Western von Gestern flogen die Kugeln tief. Pinocchio bekam eine lange Nase und rote Ohren, wenn er nur an Schneewittchen dachte. Biene Maja sammelte Honig und es war noch ein bisschen Frieden. Heintje kriegte seine ersten Pickel.
Dann wurde ich eingeschult. Vor dem Genossenschaftshaus stand ich mit Holger unter meinem Kletterbaum, meine gold – metallicfarbene Schultüte im Arm. Papa bestach den Eismann, dass er uns die Kugel für 10 Pfennig verkaufte. Der Sommer war heiß, auch wenn Rudi Carrell das nicht wahr haben wollte. Ich saß in Papas altem Kadett, setzte mir seine Prinz – Heinrich – Mütze aus Cord auf und fühlte mich wie wohl wie Ernst August von Hannover. Der aber legte viele Jahre später oft einen Gang zu, ich nahm ihn raus. Im Schatten meines Kletterbaumes rollte ich dann ganz langsam rückwärts. Bis unter Holgers Papas Kohlenlaster. Als dann die Reparaturrechnung bei uns im Briefkasten war, obwohl der ja auf unser Auto gefahren ist, malt ich alle Kästen an. Bis auf unseren, ich bin ja nicht doof.
Das alles geschah noch lange, bevor ich schreiben konnte. Ich war ein helles Kerlchen, spielte gerne Bananenkästchen in der Schule und hörte wohl gerade zu, als die Rechtschreibung von das und daß erklärt wurde. Den Buchstaben sz prägte ich mir besonders gut ein. Immer schön der Regel nach, wenn ich das durch dieses, jenes oder welches ersetzen kann, dann wird es mit s, sonst mit sz geschrieben, hielt ich das ganze Diktat fehlerfrei durch. Meine Lehrerin war da anderer Meinung, wie so oft. Ich hatte 17 Mal dasz geschrieben, eine glatte 6.
Ich brauchte lange, um mich von diesem Schock zu erholen. Erst mit den ersten Liebesbriefen (Willst du mit mir gehen? Kreuze an: Ja, nein, vielleicht) wurde es wieder nötig zu schreiben – und zu lesen: Ja, aber erst, wenn ich mit Holger Schluss gemacht habe!
am 24. November 2009 um 10:49 pm Uhr
Eine tolle Geschichte! Mir ist’s, als wärs gestern gewesen! Aber wo bleibt Barbapapa, Captain Future und Tim Thaler?